Wenn ich gefragt werde, wie man es schafft, die eigenen, oft wirren Gedanken sinnvoll und strukturiert zu einem Werbetext, einem Text für einen Folder oder für eine Broschüre zu machen, muss ich immer an folgende Zeilen aus dem Gedicht „Stufen“ von Herman Hesse denken:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Herman Hesse
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
So zauberhaft sind Anfänge beim Texten meistens nicht – ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich bist auch du schon einmal mit einer ordentlichen Schreibblockade vor einer leeren Seite gesessen und hast dir überlegt, wie um Himmels Willen du all die Ideen in deinem Kopf zu Papier bringen sollst. Selbst wenn du die ersten Zeilen geschafft hast, kommt schon die nächste Herausforderung: Struktur und Verständlichkeit über den gesamten Text hinweg zu bewerkstelligen. Und das auch noch kurz und knackig, auf den Punkt. Um dich dabei ein wenig zu unterstützen, habe ich hier ein paar Tipps rund um Texteinstieg und Textstruktur gesammelt.
Schreibfluss statt Schreibkrampf – so gelingt’s
- Bevor du anfängst zu schreiben, skizziere die Kernaussagen, die im Text unbedingt rüberkommen sollen. Mach dir einfach ein paar Stichworte und Notizen (gerne auch handschriftlich, ich finde dadurch werden die Gedanken einfach griffiger).
- Sortiere die Kernaussagen nach ihrer Priorität. Grundsätzlich gilt: wichtige Informationen zuerst, zum Schluss kommen die „Nice-to-have-Infos“.
- Formuliere die Textbausteine rund um deine Kernaussagen. Die Reihenfolge der Textbausteine ist in diesem ersten Schritt der Rohtextierung noch nicht relevant. Sammle einfach die erklärenden Sätze, zu den Kernaussagen. Denk dabei an die „fünf W“: Wer, Was, Wann, Wo, Warum? Diese Fragen sollten die Textbausteine beantworten.
- Ist ein Textbaustein fürs Erste fertig, kannst du schon mal einen Entwurf für eine Zwischenüberschrift machen. Was ist die Kernaussage des Absatzes? Das muss noch keine perfekte Headline sein. Wichtig ist, dass der Inhalt rüberkommt, der den Leser erwartet, wenn er den Absatz liest. Hierzu ein Gedanke: Zeit ist das kostbarste Gut deines Lesers. Wer einen Folder, eine Broschüre, einen Pressetext oder einen Flyer in die Hand nimmt, will schnell wissen, worum es geht. Wird ein Text nur überflogen, helfen Zwischenüberschriften, die wichtigsten Infos herauszufiltern. Daher sind Zwischenheadlines aus meiner Sicht ein absolutes MUST in jedem Text!
- So, alle Textbausteine verfasst, alle Headline-Entwürfe erstellt? Dann geht es an den Feinschliff nach der Grundregel „keep it short and simple“ (KISS). Lies deinen Text durch und stell dir vor, du würdest das Thema deiner Oma erklären. Würde sie deine Formulierungen verstehen? Lautet die ehrliche Antwort nein? Dann ran ans Text-Messer. Sätze kürzen, lange Verschachtelungen über mehrere Zeilen entfernen, Fremdwörter rausschnipseln. Diesen Schritt machst du so lange, bis du das Gefühl hast, jetzt kann man nichts mehr weglassen, weil sonst der Inhalt nicht mehr rüberkommt. (Bei Publikationen oder Textarten, bei denen mehr Platz vorhanden ist, muss natürlich nicht so drastisch gekürzt werden)
- Die Headlines sind beim Texten eine eigene Wissenschaft und auch viele professionelle Texter (mich eingeschlossen) kämpfen damit. Es gilt den Inhalt des Absatzes griffig rüberzubekommen, vielleicht auch noch witzig, oder mit einem Wortspiel. Das ist eine Herausforderung, die nicht jedem liegt und sehr oft nicht auf Anhieb gelingt. Nicht umsonst sind wirklich gute Headlines und Claims in der Werbung Millionen wert (man denke an „just do it“, „… verleiht Flügel“, etc.). Mir hilft dabei oft der nächste Schritt.
- Den Text rasten lassen. Wenn du das Gefühl hast, fürs Erste mit einem Text fertig zu sein, also keine Verbesserungen mehr zu finden, oder es raucht dir ganz einfach der Kopf: Datei speichern, schließen und schlafen gehen. Im Idealfall also wirklich am nächsten Tag ausgeruht und mit neuer Energie den Text noch einmal kritisch durchlesen. Wenn dafür nicht genug Zeit ist, zumindest zwischendurch etwas Anderes machen und dann noch einmal drangehen. Auch ein kurzer Abstand kann helfen.
- Und nochmal Feinschliff. Mit neuem Elan heißt es jetzt noch einmal die Textbausteine kritisch zu betrachten und auf Verständlichkeit zu prüfen (wieder nach dem KISS-Prinzip). Jetzt solltest du auch die Headlines griffig formulieren und die Textbausteine in die richtige Reihenfolge bringen. Nicht vergessen: Wichtiges zuerst bzw. bei einem Folder nach dem Leseverhalten beim Blättern sortieren.
Und jetzt: Auf die Plätze, fertig, los! Viel Erfolg bei deinem nächsten Text-Projekt.